Sonntag, 16. Dezember 2012

FUSSBALL-WEBSEITEN 

Der Fußball spricht (fast nur) deutsch.
Bundesliga-Manager meckern gerne über zu niedrige Erlöse aus der Auslandsvermarktung der TV-Rechte der höchsten deutschen Spielklasse. In den nächsten drei Jahren nimmt die DFL dadurch 71,6 Millionen Euro pro Saison ein. Das sind zwar mehr als doppelt soviel wie in den Jahren zuvor, im Vergleich zu anderen Ligen ist das aber kaum erwähnenswert. So nimmt allein die englische Barclays Premier League jährlich mittlerweile über 500 Millionen Euro ein, die italienische Serie A TIM liegt mit 115 Millionen Euro auch noch weit vor den Deutschen.

Jedoch darf gefragt werden: Wie international sind die deutschen Fußballclubs ausgerichtet? Sind sie reif für einen Boom – vor allem in Fernost, wo die Briten einen Großteil ihrer Erlöse erzielen?

Klare Antwort: Nein. Ein Blick auf die Aushängeschilder der deutschen Profivereine beweist, dass die deutschen Clubs sich fast nur auf auf den heimischen Markt beschränken.

Nicht einmal jeder Erstligist bietet seine Homepage in englischer Sprache an. Über das Englische hinaus gibt es gar nur drei Vereine, die eine polyglotte Ader besitzen. Positive Ausnahme ist – keine Überraschung – der seit Jahren stark international ausgerichtete Branchenführer FC Bayern. Immerhin in sechs Fremdsprachen fabulieren die Münchner.

In der 2. Bundesliga gibt es nur vier (alles ehemalige Erstligisten), in der 3. Liga mit – hui! – Arminia Bielefeld nur einen einzigen Verein, der online Fremdsprachen beherrscht.

Fatal finde ich, dass noch nicht einmal das Potenzial der hier lebenden Migranten genutzt wird. Nicht eine der 36 Proficlub-Webseiten bietet zumindest einen geringen News-Wert in türkisch an. Der Sprache, der mit Abstand größten hier lebenden Minderheit. Einzig die polnische Community wird durch Hauptstadt-Club Hertha BSC direkt angesprochen.

Übersicht über mögliche Fremdsprachen (über Verbesserungen bin ich dankbar!):

1. Bundesliga:
Bayern München: 6 (eng, rus, jap, spa, chi, ara)
Borussia Dortmund: 2 (eng, jap)
FC Schalke 04: 2 (eng, rus)
Bayer Leverkusen: 1 (eng)
Eintracht Frankfurt: 1 (eng)
1. FSV Mainz 05: 1 (eng)
Borussia M'gladbach: 1 (eng)
VfB Stuttgart: 1 (eng)
Hamburger SV: 1 (eng)
Hannover 96: 1 (eng)
Werder Bremen: 1 (eng)
1. FC Nürnberg: 1 (eng)
VfL Wolfsburg: 1 (eng)
1899 Hoffenheim: 1 (eng)
SC Freiburg: 0
Fortuna Düsseldorf: 0
FC Augsburg: 0
SpVgg Greuther Fürth: 0

2. Bundesliga:
Hertha BSC: 2 (eng, pol)
1. FC Kaiserslautern: 1 (eng)
1. FC Köln: 1 (eng)
VfL Bochum: 1 (eng)
Eintracht Braunschweig: 0
Energie Cottbus: 0
VfR Aalen: 0
1. FC Union Berlin: 0
1860 München: 0
FSV Frankfurt: 0
FC Ingolstadt 04: 0
SC Paderborn 07: 0
Erzgebirge Aue: 0
FC St. Pauli: 0
MSV Duisburg: 0
Jahn Regensburg: 0
Dynamo Dresden: 0
SV Sandhausen: 0

3. Liga:
Arminia Bielefeld: 1 (eng)
VfL Osnabrück : 0
Karlsruher SC: 0
Preußen Münster: 0
Arminia Bielefeld: 0
SpVgg Unterhaching: 0
1. FC Heidenheim: 0
Chemnitzer FC: 0
Wacker Burghausen: 0
Hansa Rostock: 0
Kickers Offenbach: 0
1. FC Saarbrücken: 0
SV Babelsberg 03: 0
SV Wehen Wiesbaden: 0
Rot-Weiß Erfurt: 0
Hallescher FC: 0
Stuttgarter Kickers: 0
Alemannia Aachen: 0
SV Darmstadt 98: 0
außer Bewertung (da nur 2. Mannschaft des Erstligisten):
Borussia Dortmund II: 2 (eng, jap)
VfB Stuttgart II: 1 (eng)


tl;dr: Nirgendwo türkisch, kein französisch, aber zweimal japanisch und russisch: So polyglott sind die Webseiten der 36 deutschen Proficlubs.


Mittwoch, 12. Dezember 2012

DEMONSTRATION 

Na, Logo: Friedenstaube, gimme five!

Jedes Jahr am zehnten Dezember feiern wir den Internationalen Tag der Menschenrechte. Das Datum geht auf den Tag der Unterzeichnung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte durch die Generalversammlung der Vereinten Nationen zurück. Dieser Anlass wird weltweit von Menschenrechtsorganisationen genutzt, um auf Missstände in vielen Staaten hinzuweisen.

Am Montag nahm ich an der Demonstration von 100 Berufsschülern des Rhein-Maas-Berufskollegs im niederrheinischen Kempen vor der chinesischen Botschaft in Berlin teil. Sie forderten die Freilassung des Bürgerrechtlers Liu Xiaobo, der 2010 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Unterstützt wurden sie von verschiedenen Organisationen wie change.org und ihrem lokalen Bundestagsabgeordneten Uwe Schummer (CDU).

Als Höhepunkt der Aktion wurden die 30 Artikel der historischen Deklaration gemeinsam von allen Anwesenden laut verlesen. Und die haben es in sich. Zwar ist der Text schon über 60 Jahre alt, birgt aber noch immer reichlich politischen Sprengstoff. Einige Punkte:


  • Jedem Verfolgten muss Asyl gewährt werden. (Art. 14)
  • Die Ehe wird faktisch nur Männern und Frauen zugestanden. (Art. 16)
  • Staatliche Enteignungen sind verpönt. (Art. 17)
  • Es gibt ein Recht auf Arbeit und angemessenen Lohn. (Art. 23)

Es lohnt sich, den gesamten Text (wieder) einmal in Ruhe durchzulesen. Die Menschenrechte und vor allem die Menschen, die die Rechte weltweit nicht genießen können, sind es wert.

Anbei noch einige Fotos der Demonstration (direkter Link):




tl;dr: Menschenrechte gehen uns alle an. Ich war am „Tag der Menschenrechte“ bei einer Demo für die Freilassung eines chinesischen Dissidenten.


Dienstag, 27. November 2012

LEISTUNGSSCHUTZRECHT 
Das LSR ist blöd, Google aber auch 

Google vs. Springer, neue Runde. 
Heute morgen hat der Suchmaschinen-Konzern Google eine eigene Kampagne gegen das heftig umstrittene Leistungsschutzrecht (LSR) gestartet.

Wie es sich für einen Giganten gehört, wird aus vollen Rohren geschossen. Jeder Google-Nutzer, also quasi jeder Deutsche, sieht ab sofort unter der Google-Eingabemaske einen kurzen Aufruf „Willst Du auch in Zukunft finden, was Du suchst? Mach' mit: Verteidige Dein Netz“, inklusive Link zur Kampagnenseite.

Klickt man drauf, werden dem Nutzer unmissverständlich die Argumente gegen das LSR dargelegt. Aber eben auch ungefiltert. Und das bei der Macht, die der Anbieter auf dem deutschen Suchmarkt besitzt. Ist doch Google das eigentliche Zielobjekt der Gesetzesinitiative, die vor allem von den Holzmedien deutschen Verlagen unterstützt wird. Das ist problematisch.

Ich selbst bin gegen das LSR (die meisten Argumente von Google kann ich unterschreiben). Aber als Akteur auf dem Spielfeld finde ich die Kampagne zumindest diskussionswürdig. Google nutzt seine besondere Stellung auf dem Markt aus, um massiv Druck auf die Politik auszuüben.

Etwas mehr Zurückhaltung und Überparteilichkeit wären hier angebracht, ja vielleicht sogar besser für Google gewesen. Aus zwei Gründen:
  1. Google liefert den LSR-Befürwortern jetzt die Steilvorlage für ihr Power-Argument: Google sei nicht neutral und dürfe nicht noch mächtiger werden, um die Pluralität in Deutschland aufrechtzuerhalten.
  2. Es ist in der Politik schon hundertfach passiert: Wenn von außen ein starker Gegner eine massive Kampagne gegen die eigene Position startet, schließt das die Reihen. Die zahlreichen LSR-Gegner innerhalb der schwarz-gelben Koalition (vor allem jüngere, netzaffine Politiker, die sich im C-Netz zusammengeschlossen haben) werden es jetzt viel schwerer haben für ihre Position zu kämpfen.
Vielleicht hätten die Google-Strategen das vorher genau googeln sollen, Stichwort Wagenburgmentalität.


tl;dr: „Verteidige dein Netz.“ Google startet eigene Kampagne gegen das Leistungsschutzrecht. Warum ich das blöd finde.


Sonntag, 25. November 2012

BERLIN 
.
Manchmal überkommt es mich: Pure Sehnsucht nach dem alten Berlin. Diese, meine Heimatstadt ist nicht nur heute einer der heißesten Plätze der Welt, nein sie war es eigentlich schon die letzten 200 Jahre über.

Eine absolute Blütezeit erlebte Berlin im Kaiserreich. In den Goldenen Zwanziger Jahren (ca. 1924 bis zur Weltwirtschaftskrise ab 1929) war Berlin nach London und New York die drittgrößte Stadt der Welt, in keiner anderen Stadt waren so viele Nobelpreisträger zuhause. Wer sich alte Bilder aus der damaligen Zeit anschaut oder die Liste dieser großen Vordenker durchliest, kann meine Sentimentalität hoffentlich nachvollziehen.

Dies ist übrigens ein Statement gegen Extremisten. Ob nun die Nationalsozialisten oder die Kommunisten, beide Ideologien haben sich auch an dieser Stadt und ihrer Geschichte versündigt. Gottseidank war der Berliner schon immer so widerspenstig und zäh, dass er sich seine Stadt nie vollständig hat nehmen lassen.


tl;dr: Sehnsucht nach dem alten Berlin. Berlin trotzte Nazis und Kommunisten und lebt immer weiter.


Sonntag, 18. November 2012

ZDF-SPORTSTUDIO 

Ich bin vorhin im Hangout nach dem „aktuellen Sportstudio“ gewesen. Diese von Google Plus bereitgestellte Videochat-Plattform nutzt das ZDF, um unregelmäßig nach der samstäglichen TV-Institution mit Sport-Bloggern in Kontakt zu treten.

Eine externe und direkte Sendungskritik ist das erklärte Ziel des Senders, der zwar eher ein Alte-Leute-Image hat, mit seinen Social-Media-Aktivitäten aber deutschlandweit klar führend ist. Aber schau selbst:


Ich bedanke mich bei meinen Mitdiskutanten Max BernhardJannik SorgatzPiet ThieleDaniel EschmannMax-Jacob Ost und Frank Baade sowie natürlich beim ZDF-Team mit Moderator Sven Voss, Redaktionsleiter Oliver Schmidt und Sportredakteur Philipp Roggenkamp. Hat Spaß gemacht, mehr davon!

Über deine Meinung freue ich mich in den Kommentaren.


Samstag, 17. November 2012

GEWALT IM FUßBALL 

Fühlst du dich auch sicher – und hast schon unterzeichnet? 
Wie sieht der Tag eines durchschnittlichen Profifußballfunkionärs in Deutschland aus?

09.30 Uhr: Sekretärin rufen und ihr die neueste Pressemitteilung diktieren. Unbedingt die tolle Atmosphäre in den Stadien erwähnen. Dabei den Satz „Am Wochenende fliegen Fans aus England extra nur für die Bundesliga nach Deutschland“ nicht vergessen.

11.00 Uhr: Telefonkonferenz mit der Stadion-GmbH. Schon wieder sind die Zuschauerzahlen gestiegen. Lerne: Der Anteil an Frauen und Kindern im Stadion ist so hoch wie nie zuvor in der Geschichte des Fußballs. 

13.00 Uhr: Diskussionsrunde in der Aula des örtlichen Gymnasiums mit den Lokalmedien. Die Integrationskraft des Fußballs loben. Herausstreichen, dass in der Jugendabteilung hauptsächlich Migranten für die Vereinserfolge sorgen.

15.30 Uhr: Vorstandstreffen mit dem Vereins-Schatzmeister und dem Marketing-Chef. Einnahmen aus Merchandising und den TV-Geldern erneut explodiert. Wer kauft eigentlich diesen ganzen Blödsinn? Blick nach Fernost nicht verlieren!

18.00 Uhr: Ernste Miene aufsetzen. Im Interview mit BildSpiegelSportschau vor dem Untergang des Abendlandes warnen. Drohkulisse aufbauen (keine Stehplätze mehr, Nacktzelte vor Stadien, mehr Kameraüberwachung, verstärkte Polizeieinsätze, höhere Eintrittspreise, Geisterspiele), um vereinzelte Ausschreitungen und die Pyrotechnik-Abfackelei zukünftig zu unterbinden.

Bisschen schizophren, oder?
Bevor ich richtig in das Thema einsteige, muss ich – um bloß nicht missverstanden zu werden – folgendes loswerden: Ich bin gegen Gewalt. Ich bin wahrscheinlich einer der friedlichsten Menschen und gleichzeitig größten Angsthasen dieses Planeten.
Ich gehe gerne ins Stadion. Nicht immer Profifußball, nein auch Amateur-Kicks in den unteren Ligen schaue ich mir an. Mehr als 200 Spiele sind es sicher gewesen (Memo an mich: Ich muss die mal zusammentragen).

Auch ich habe bei diesen Spielen schon unangenehme Situationen erlebt, aber niemals bin ich Augenzeuge oder gar Opfer von körperlicher Gewalt geworden.

Mit unangenehmen Situationen wurde ich übrigens auch woanders schon konfrontiert: Nachts in der Berliner U- und S-Bahn, bei Partys und in Festzelten, auf Demonstrationen und bei Straßenfesten. Was auf durchschnittlichen Dorffesten so los ist, will ich mir gar nicht vorstellen.

Meine Kritik: Es wird überhaupt nicht mehr differenziert. Das Abbrennen von Pyrotechnik im Stadion wird verbal fast mit dem Raketenbeschuss der Hamas auf Israel verglichen. Auch die ständige Vermischung von Pyrotechnik mit Gewalttaten ist skandalös.

Dabei geht es beim Fußball überwiegend friedlich zu. In der Saison 2010/2011 haben über 13 Millionen Menschen die 306 Bundesliga-Spiele besucht. Die zuständige Polizeistelle, die Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) und die Deutsche Fußball-Liga (DFL) sprechen von durchschnittlich 1,38 Leicht- und Schwerverletzten bei diesen Spielen. Der ehemalige DFB-Sicherheitsbeauftragte Helmut Spahn behauptet gar, dass bei allen Spielen einer Bundesligasaison weniger Zuschauer verletzt werden, als an einem einzigen Tag beim Münchner Oktoberfest.

Wie einige Vereinsoffizielle, Polizeibehörden, Politiker und Medienvertreter aus diesen Zahlen eine akute Sicherheitsgefahr für Leib und Leben der Zuschauer ableiten und suggerieren, in den deutschen Stadien würden sogenannte Ultras und Hooligans wöchentlich Gewaltorgien zelebrieren, ist vollkommen unverständlich, ja sogar erschütternd. Kein Wunder, dass die Gespräche mit den Fangruppierungen vielerorts ins Stocken geraten sind.

Wie überall im Leben gilt auch im Spannungsverhältnis zwischen den Offiziellen und den Fans das Prinzip der Aktion und der Reaktion. Einseitige verbale Aufrüstung nimmt niemals den Druck aus der Situation. DFB, DFL und die Fußballclubs sollten ernsthaft und ohne Maximalforderungen den Dialog mit den Fans suchen.

Als eine positive Reaktion auf die permanenten Verbalinjurien haben vor zwei Wochen Fans von Borussia Dortmund die übervereinliche Initiative Ich fühl mich sicher gegründet. Über 43.000 Stadiongänger haben dort mittlerweile den Aufruf unterzeichnet, sich im Fußballstadion sicher zu fühlen. (Ich gehöre übrigens zu den allerersten Unterzeichnern und war der erste FC-Bayern-Fan in der Liste.)

Nochmal: Ich möchte tatsächliche Gewalttaten nicht kleinreden. Diese kommen leider auch im  und eigentlich sogar viel häufiger – außerhalb der Stadien vor. Aber Fußballstadien sind keine Kriminalitätshochburgen – das gibt keine Statistik her. Gewalt ist ein gesamtgesellschaftliches Problem und kein spezielles Fußball-Thema.

Wir Deutschen müssen auf einer Insel der Seligen leben, wenn die Vorgänge beim Fußball unser größtes Sicherheitsproblem sind. Millionen Fans beweisen Samstag auf Samstag wie faszinierend und friedlich dieser Sport ist. Sind das alles Schläger oder Masochisten, die sich freiwillig in Gefahr begeben? Bitte, Sachlichkeit!


tl;dr: Die Gewaltspirale im Fußball nimmt immer mehr zu? Bullshit! Es geht in deutschen Stadien weit sicherer zu als auf dem Oktoberfest. Ich fordere eine Versachlichung der Debatte.


Mittwoch, 14. November 2012

PROFISPORT
Kennt ihr den? Meines Erachtens der lustigste Flitzer der Welt:


Natürlich verstößt jeder Flitzer gegen die Hausordnung des Stadionbetreibers. Das kann bei uns mit einer Strafanzeige wegen Hausfriedensbruchs oder – wenn er sich ganz nackig macht – sogar Erregung öffentlichen Ärgernisses geahndet werden. Obendrein winken auch jahrelanges Stadionverbot und Strafzahlungen vonseiten des betroffenen Ausrichters.

Aber – hört! hört! – wir brauchen mehr davon! Die Flitzer (oder im englischen streaker) sorgen für ein kurzzeitiges Durcheinander im so streng durchexerzierten Konsumgeschäft Profisport. Sie beweisen uns, dass wir trotz scheinbar perfekter Sicherheitskonzepte nicht alles planen können.

Und da ist es mir erst einmal völlig wurscht, ob die Damen und Herren …
  1. nur ihren Exhibitionismus ausleben,
  2. ihre andywarholschen 15 Minuten Ruhm abgreifen (die hier ja eher nur 15 Sekunden sind),
  3. ein bisschen Kohle verdienen,
  4. politische Botschaften propagieren (wenn sie denn im demokratischen Rahmen bleiben),
  5. dem Profisport-Kommerz ihren nackigen Hintern zeigen oder
  6. einfach nur Spaß haben wollen.

Es ist das kleine Revoluzzertum, das in jedem von uns innewohnt, das sich über und vor allem mit dem Flitzer freut.

Je elitärer der Sport, desto häufiger finden übrigens Flitzer-Attacken statt. Eben nicht nur beim Fußball, sondern vor allem auch beim Tennis und beim Golf können wir die kleinen Schmunzel-Momente erleben.

Doch wie sollen Behörden und Vereine mit dem nicht klein zu kriegenden Phänomen umgehen? Um Nachahmungseffekte so gering wie möglich zu halten, legen sie  Medienvertretern das ans Herz, was sie meiner Meinung nach auch selbst tun sollten: Nicht so genau hinsehen und auch mal beide Augen zudrücken.

Funfact: Mit dem Flitzen angefangen hat wohl ein US-Amerikaner. George William Crump soll 1804 vollkommen transparent über das Gelände seiner Universität Virginia gehuscht sein. Zwar wurde er daraufhin suspendiert, später aber noch Kongressabgeordneter und Botschafter in Chile. Als Karriere-Tipp will das aber nicht verstanden wissen.
 
Genug der Worte, ich lasse lieber erneut Taten sprechen:




tl;dr: Flitzer lockern die Ernsthaftigkeit des Profisports kurzfristig auf. Sie sollten straffrei bleiben.


Montag, 12. November 2012

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 

Nervig ist ... demokratische Voten zu missachten.
Der heutige Tag ist für alle Basisdemokraten in unserem Land ein Trauertag. Claudia Roth wird also Vorsitzende der Grünen bleiben. Die Parteispitze ignoriert somit das klare Votum der Mitgliederbefragung.

Die Parteioberen aller Couleur werden das Ergebnis genau registrieren: Die Basis stimmt nicht so ab, wie die „da oben“ es wollen und bringt damit das gut austarierte Macht- und Karriereabsicherungszentrum ins Wanken.

Es ist aber auch eine Krux mit dieser innerparteilichen Demokratie. Die Wahl von Rudolf Scharping zum SPD-Kanzlerkandidaten 1994 gegen Gerhard Schröder und Heidemarie Wieczorek-Zeul gilt heute als Hauptgrund für die nochmaligen 4moreyears der Kanzlerschaft Helmut Kohls. Seitdem versucht die SPD-Spitze jede basisdemokratische Bewegung innerhalb der Partei frühzeitig zu unterbinden. So wurde zuletzt vor wenigen Monaten die Initiative von Teilen der Hauptstadt-SPD verhindert, ihren Parteivorsitzenden durch ein breites Votum zu bestimmen.


Und nun ereilt die Grünen ihr Scharping-Moment. Dabei brauchen die politischen Parteien, wenn sie auch zukünftig weite Bevölkerungsschichten repräsentieren wollen, dringend mehr Partizipation. Ich kenne viele Menschen, die sich früher in Parteien ehrenamtlich engagiert haben. Neben vielen persönlichen Gründen und unterschiedlichen politischen Konstellationen gibt es einen Grund der alle vereint, warum sie heute nicht mehr aktiv sind: fehlende Einflussmöglichkeit.

Explizit diese Gruppe fühlt sich durch basisdemokratische Schritte wie die Urwahl angesprochen. Der deutliche Mitgliederzuwachs bei den Grünen in den letzten drei Monaten spricht Bände. Dass die Grünen-Machtclique diese neuen Mitglieder aber nur 24 Stunden nach der Ergebnis-Auszählung wieder vor den Kopf stößt, ist eine Schande.

Dabei ist die Zeit für Claudia Roth eh abgelaufen. Bringt die Bundestagswahl den Grünen ein tolles Ergebnis und sogar eine Regierungsbeteiligung, wird das Tandem Trittin/Göring-Eckardt immer mächtiger. Endet die Wahl aber mit einer Klatsche für die Grünen, wird das vor allem der in die Jahre gekommenen RothTrittinKünast-Generation angelastet. Eines haben die Grünen auf jeden Fall geschafft: Die Personaldiskussion wird noch lange andauern und den Auftakt in den Wahlkampf überlagern.

Was die Grünen in den letzten Monaten mit ihrer so unterstützenswerten Urwahl und dem überaus freundlichen Medienecho zur überraschenden Wahl von Katrin Göring-Eckardt mühsam aufgebaut haben, reißen sie heute mit der Roth-Nummer mit voller Wucht mit ihrem Hintern wieder ein.

Ein abschließender Punkt, den ich besonders perfide finde: Das Ergebnis des am Wochenende anstehenden Wahl-Parteitages nehmen die Parteigranden auch schon vorweg. Fraktionsgeschäftsführer Volker Beck sichert Claudia Roth vorauseilend ein „tolles Ergebnis“ zu.

Und das in der Partei, die oft genug behauptet, sie hätte das mit der Basisdemokratie erfunden.
 
tl;dr: Die Grünen erleben ihren Scharping-Moment. Claudia Roth darf Partei-Vorsitzende bleiben, das Basis-Votum wird ignoriert. Ein Trauertag für die Basisdemokratie.


Montag, 5. November 2012

US-WAHL 

Mitt Romney als Nachfolger von US-Präsident Barack Obama? Dies hätte auch viele Vorteile.

  1. … weil in einer Demokratie ein Wechsel immer gut ist.
  2. … weil Obama Guantánamo immer noch nicht geschlossen hat.
  3. … weil Religion auch für Mormonen Privatsache ist.
  4. … weil Romney sich einfach besser mit der Wirtschaft auskennt.
  5. … weil alle gigantisch-teuren Wirtschaftsprogramme Obamas nicht gezündet haben.
  6. … weil ich (fast) immer für den Außenseiter bin.
  7. … weil 6 der 16 Billionen Dollar US-Staatsschulden Obama angehäuft hat. Es reicht.
  8. … weil Romney als Organisator der Olympischen Spiele 2002 in Salt Lake City schon einmal Großartiges geleistet hat.
  9. … weil es egal ist, welche Hautfarbe der US-Präsident hat.
  10. … weil es keinen Change gab.
  11. … weil Obama mehr Einätze mit bewaffneten Drohnen fliegen ließ, als alle US-Präsidenten vor ihm zusammen.
  12. … weil der Wahlkampf von Obama mittels Sesamstraßen-Figuren erbärmlich war. 
  13. … weil Obama nichts gegen den Klimawandel unternommen hat.
  14. … weil Romney als Gouverneur von Massachusetts bewiesen hat, wie man eine Schuldenkrise wirksam bekämpft und sogar einen Überschuss erwirtschaftet.
  15. … weil Obama den aussöhnenden Worten Richtung islamische Welt keine Taten folgen ließ.
  16. … weil ich überraschende Wahlsiege liebe.
  17. … weil Obama es nicht geschafft hat, Amerika wieder zu einigen.
  18. … weil, wenn es Amerika gut geht, Deutschland immer davon profitiert.
  19. … weil Hillary Clinton dann garantiert in Rente geht.
  20. … weil Obama außenpolitisch nichts vorzuweisen hat – außer einem geschenkten Friedensnobelpreis.
  21. … weil Romney als Gouverneur des traditionell liberalen US-Bundesstaates Massachusetts die zerstrittenen politischen Lager weitgehend vereint hat.
  22. … weil Obama in keinem internationalen Konflikt ein Erfolg gelang: Nordkorea, Syrien, Afghanistan, Iran, etc.
  23. … weil es in einer post-rassistischen Gesellschaft nicht nur möglich sein sollte einen schwarzen Präsidenten zu wählen, sondern auch abzuwählen.
  24. … weil Obamas Maxime mehr Staat gescheitert ist.
  25. … weil Romney als Gouverneur die Blaupause für Obama-Care geliefert hat.
  26. … weil die Mehrheit der US-Bürger die wichtigsten Punkte der Obama-Agenda ablehnt.
  27. … weil Obama es nicht geschafft hat, die Abgehängten, Benachteiligten und Chancenlosen in der Gesellschaft nachhaltig zu stärken.
  28. … weil beide US-Abgeordnetenkammern wohl eine republikanische Mehrheit bekommen werden und Obama so blockiert wäre.
  29. … weil Obama schon bald eine lame duck wäre.
  30. … weil der rechte TV-Sender Fox positiver über Obama berichtet hat als das linke MSNBC über Romney.
  31. … weil Romney die viel weiter rechts stehenden Kandidaten der Republikanischen Partei in den Vorwahlen schlug – auch ohne sich bei der Tea-Party anzubiedern.
  32. … weil Obamas Wahlkampf-Spots negativer waren als Romneys (86% zu 79%).
  33. … weil es wieder mehr um das Sein als nur um den Schein gehen sollte.


tl;dr: Ich habe mal 33 Gründe aufgeschrieben, warum Mitt Romney der nächste US-Präsident werden muss.