Dienstag, 30. Oktober 2012


Mit bambuser deinen eigenen TV-Kanal gestalten.
Nachtrag: Hier gibt's zwei Videos vom Spiel. Video 1: Die ersten zehn Minuten der zweiten Halbzeit, Video 2: Die letzten zehn Minuten der zweiten Halbzeit. Einen lesenswerten Text über die Stimmung auf den Rängen haben die 11 Freunde verfasst.

Beim umstrittenen Camp der Asylbewerber (#refugeecamp) auf dem Pariser Platz in Berlin bin ich gestern zum ersten Mal aufmerksam geworden – auf bambuser.

Bambuser ist ein schwedisches Start-Up mit dem man live Bewegtbilder senden kann. Webcams nutzen wir zuhause, Fotohandys für unterwegs, aber mit Bambuser können wir jetzt von überall Bewegtbilder live ins Netz stellen. Meiner Meinung nach das nächste große Ding.

Es ist ganz simpel. Einfach auf der Homepage anmelden, das notwendige Mini-Programm im Appstore oder bei Google Play herunterladen und schon kann es losgehen. Ich habe vorhin im Büro paar Tests gemacht, es ist total faszinierend.

Nachher werde ich beim Zweitrunden-Spiel im DFB-Pokal zwischen dem BAK 07 und dem TSV 1860 München einen Härtetest machen. Auf Twitter und Facebook werde ich – genau wenn ich auf Sendung gehe – den aktuellen Kanal posten. Du kannst aber auch direkt mein bambuser-Profil besuchen.

Die Probleme, die auftreten könnten, liegen auf der Hand: zu geringe Bandbreite, zu lascher Akku, zu hoher Datenverbrauch. Aber alle drei Punkte sollten in zwei, spätestens drei Jahren von technischer Seite behoben sein.

Ein paar Sätze zu den technischen Möglichkeiten hat auch Frank geschrieben (und zwar hier).

Kritiker werden monieren, damit sei das Ende der Privatspähre gekommen. Dieses Argument ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Wenn zukünftig jeder überall Live-Bilder streamen und aufzeichnen kann, wird das die Debatte technische Möglichkeiten versus Privatsphäre sicherlich noch einmal befeuern.

Wirklich interessant wird es, wenn große Internetfirmen wie YouTube oder Facebook das Format für sich entdecken. Spätestens dann sind dem TV Marke Eigenbau keine Grenzen mehr gesetzt. Erstes Opfer wird, meiner Meinung nach, aber nicht deine Privatheit sein, sondern eher altbackene TV-Stationen, die gerade bei Unglücken und Naturkatastrophen, aber auch bei kleineren Sportevents oder Kulturveranstaltungen häufig nicht präsent sind oder nur zeitversetzt berichten.


tl;dr: Das könnte dem Medium Fernsehen einen entscheidenden Schlag versetzen: (Fast) jeder kann (fast) überall Live-Bilder streamen. Ich probiere es heute Abend aus.


Sonntag, 21. Oktober 2012


Auch ein Jahr danach bleibt die Frage: Warum?
Der kaltblütige Mord an dem 20-jährigen Berliner Jonny K. am Morgen des 14. Oktober 2012 am Alexanderplatz hat mich nachhaltig schockiert.

So sehr, dass ich mich heute Nacht – exakt eine Woche nach der Tat  an den Ort des Geschehens aufgemacht habe.

Meine fotografischen Eindrücke der zwei Stunden habe ich hier (direkter Link) reingestellt.

Nachtrag, 14.10.2014: Heute jährt sich der sinnlose Tod zum zweiten Mal. Zeit, an Jonny K. zu erinnern. Zeit, zu überprüfen, ob sich wirklich gesellschaftlich etwas geändert hat. Ich werde heute Abend, wie jedes Jahr, eine Kerze entzünden.




Montag, 15. Oktober 2012

FRAUEN-BUNDESLIGA 

Ihr seid nur ein Karnevalsverein! 
Länderspielpausen sind grundsätzlich kacke. Ich werde nervös, wenn die ARD am Samstag um 15 Uhr 30 keine Bundesliga-Konferenz bringt. Also brauchte ich an diesem Wochenende dringend einen vernünftigen Ersatzstoff.

Sonntagmorgen weckte mich eine Freundin per Telefon. Sie wollte vorschlagen, irgendwo am Nachmittag einen Kaffee trinken zu gehen. Ich konnte Laura – und dafür gibt's die Spontanität-Ehrennadel in Gold – in nur fünf Sekunden überzeugen, doch lieber nach Potsdam raus zu fahren.

1. FFC Turbine Potsdam gegen den FC Bayern München lautete das Top-Duell des 6. Spieltages der Frauen-Bundesliga. Bei traumhaftem Sonnenschein erlebten wir ein ganz okayes Fußballspiel. Es war überhaupt mein erster Frauen-Bundesliga-Kick; und dann gleich der favorisierte Meister gegen den Pokalsieger.

Etwas mehr als 2.700 Zuschauer waren im Karl-Liebknecht-Stadion, in dem sonst übrigens auch die Männer des Drittligisten SV Babelsberg 03 ihre Punktspiele austragen. Die Stimmung war nicht so berauschend – zumindest von den Gastgebern. Die Bayern-Fans waren die ganze Zeit über tonangebend. Lustigster Fangesang war „Ihr seid nur ein Notstrom-Aggregat“ über die Turbinen.

Wegen der schlechten Atmosphäre konnten wir – was ich sonst nur von Amateurspielen bei den Männern kenne – viel vom Geschehen auf dem Platz mitbekommen. Das lag wohl auch am Durchschnittszuschauer. Der war nämlich männlich und über 50 Jahre alt. Die Anweisungen der Trainer, Diskussionen zwischen der Schiedsrichterin und den Spielerinnen – wir waren dicht dabei.

Auf dem Platz war Potsdam von der ersten Minute an deutlich überlegen. In der 4. und 44. Minute traf Genoveva Anonma doppelt für die Hausfrauen (Heißt das so, analog zu den Hausherren bei den Männern?). Eigentlich hätte Turbine deutlich höher führen müssen, bevor der FC Bayern in der 83. Minute doch noch zum Anschlusstreffer durch Sarah Hagen kam. Dabei blieb es dann aber auch.

Fazit: Das geniale spätsommerliche Wetter für einen Kurztrip nach Potsdam zu nutzen, hat sich gelohnt. Das Ergebnis geht vollkommen in Ordnung, auch wenn ich mir natürlich eine Überraschung gewünscht hätte.

Eine kurze Zusammenfassung des Spiels gibt's auch bei den Kollegen des kicker Sportmagazins. Von mir gibt's ein Video und ein Foto-Stream (direkter Link):




tl;dr: Am 6. Spieltag der Frauen-Bundesliga schlägt Turbine Potsdam den FC Bayern München mit 2:1. Das traumhafte Wetter war das beste am Spiel.


Donnerstag, 11. Oktober 2012

BUNDESWEHR-ANEKDOTEN (1) 

Der Energydrink sorgte für explosive Stimmung.
Ich muss jetzt einige von euch schocken: Ja, ich war bei der Bundeswehr. Ja, ich habe sogar freiwillig länger gedient. Ja, ich war im Auslandseinsatz im Kosovo.

Das ist etwas mehr als zehn Jahre her; ich stehe dazu. In dieser Zeit bin ich erwachsen geworden. Im halbjährigen Einsatz mit den Nato-Truppen im Kosovo habe ich durchaus Dinge geleistet, auf die ich heute sehr stolz bin. So habe ich beispielsweise in einem Blutfehde-Konflikt zwischen alteingesessenen Familien im Hinterland vermittelt.

Ich werde diesen Blog nutzen, um unregelmäßig einige Bundeswehr-Anekdoten zum Besten zu geben. Die meisten werden eher lustig sein. Nebenbei werdet ihr hier hin und wieder auch außen- und sicherheitspolitische Statements abgreifen können.

Eine meiner Lieblingsgeschichten spielt im Winter 2001/2002 im Feldlager Prizren. Dort ist der größte Teil des deutschen Kontingents untergebracht. Die Bundeswehr versucht den etwa 3.000 Soldaten das Leben und Arbeiten vor Ort so angenehm wie möglich zu machen. Deshalb gibt es im Feldlager unter anderem kleine Shops, Restaurants und Cafés.

Nach Dienstschluss wird in den Einrichtungen auch Alkohol verkauft. Eine Prohibition lehnt die militärische Führung grundsätzlich ab; sie wäre auch kaum durchzusetzen. Man achtet jedoch darauf, dass der Konsum quasi öffentlich ist und nicht auf den Stuben stattfindet. Das funktioniert auch in der Regel ganz gut. Die Soldaten, die Alkohol trinken, gehen recht maßvoll damit um. Aber leider kosten einige Zeitgenossen diese Grenzen auch mal aus.

So gab es im besagten Winter eine doch recht heftige Auseinandersetzung zwischen zwei Kameraden, die vorher ordentlich Wodka-RedBull gebechert hatten. Es wurde beleidigt, es wurde geschrien, schließlich flogen die Fäuste. Außer ein paar Glasscherben und kleineren Wunden blieb Gottseidank nichts zurück.

Viel spannender: Wie wird die deutsche Militärführung diesen Vorfall bewerten und welche Konsequenzen werden draus gezogen? Natürlich gab es für die betreffenden Soldaten Disziplinarmaßnahmen. Und damit sich ein derartiger Vorfall nicht mehr wiederholen wird, wurde im ganzen deutschen Sektor getränkemäßig radikal aufgeräumt. Verboten wurde  nein, nicht Wodka  sondern RedBull.


tl;dr: Was verbietet die Bundeswehr, wenn ihre Soldaten nach zu viel Wodka-RedBull über die Stränge schlagen? Teil 1 meiner Bundeswehr-Anekdoten.


Montag, 8. Oktober 2012

UPDATE! OBERBÜRGERMEISTER 


Deutschland, deine Großstädte.
(Quelle: 
C. Busch, Hamburg)
Vorab-Hinweis: Der Text stammt vom 8. Oktober 2012. Die Tabellen habe ich heute, nach den Stichwahlen in einigen Städten in NRW, erneut aktualisiert. Da die CDU jetzt auch Düsseldorf an die SPD abgegeben hat, regiert sie nur noch zwei der zwanzig größten deutsche Städte.

Der Bundestagswahlkampf hätte für Angela Merkel kaum besser starten können. CDU und CSU erreichen in den Sonntagsfragen Höchststände und die Inthronisation von Peer Steinbrück als Kanzlerkandidat der SPD wird von einer unappetitlichen Debatte um seine Nebeneinkünfte überschattet.


Auch die Grünen und die Piratenpartei diskutieren lieber über Köpfe statt Themen. Und von der FDP und den Linken hört man ja schon länger nichts Substantielles mehr.


Also, alles paletti für Angie?


Mitnichten. Schaut man sich die Umfragen im Langzeitvergleich an, wird eines klar: Ein parteipolitischer Höhenflug dauert selten mehr als sechs Monate. Vielmehr folgt einem Hype – und davon können derzeit vor allem die Piraten leidvoll berichten – regelmäßig der Absturz.


Ein anderer Trend müsste für Angela Merkel noch besorgniserregender sein – geht es hier um nackte Zahlen. Die Mehrheitsfähigkeit der Union in Großstädten scheint dahin.


Deutschlands Großstädte sind fest in SPD-Hand.
Selbst den Oberbürgermeister-Posten in der schwäbischen Metropole Stuttgart hat die CDU nun eingebüßt. In der ersten Runde gewann am 7. Oktober der Grüne Fritz Kuhn mit 37 zu 35 Prozent knapp die meisten Stimmen vor dem bürgerlichen Kandidaten Sebastian Turner, der für CDU, FDP und Freie Wähler antrat. Bei der Stichwahl heute unterstützten erwartungsgemäß die Wähler der ausgeschiedenen Kandidaten, also die Unterstützer der SPD-Frau und des Anti-Stuttgart-21-Mannes, wohl kaum den schwarz-gelben Kandidaten.

Damit stellt die CDU nur noch in drei der zwanzig größten deutschen Städte den Bürgermeister – ein historischer Tiefstand. Zu Beginn der Regierungszeit Merkels 2005 stellte die Union noch in neun dieser Kommunen den ersten Bürger. Am Ende der Kanzlerschaft Helmut Kohls immerhin in fünf.


Abstieg: CDU und CSU büßen immer mehr Rathaussessel ein.
Diese Daten stehen im Gegensatz zur landläufigen Einschätzung, Merkels Erfolg habe vor allem mit einem inhaltlichen Schwenk ins politisch linke Lager zu tun. Wenn ihr Erfolg wirklich daher rühren würde, hätte die CDU in ihrer Amtszeit sicherlich mehr als nur den Dresdner Rathaussessel von der FDP erobert. Vor allem vor dem Hintergrund der seit einem Jahrzehnt durch ein Tal der Tränen schreitenden SPD.

Aber gerade die urbanen Wähler muss Merkel erreichen, will sie über den September 2013 hinaus Kanzlerin bleiben. Immer mehr Menschen ziehen vom Land in die Großstädte, dort werden die Trends kreiert. Wer in den Städten die Meinungsführerschaft innehat, besitzt im bundesweiten Kanzler-Rennen die optimaleren Startbedingungen.


Natürlich ist die Gleichung „mehr Oberbürgermeister = Kanzlerschaft“ zu einfach, aber bisher wurden alle Regierungswechsel in der Bundesrepublik immer auch von einem Trend in den Städten, Kommunen und den Bundesländern vorbereitet. Und da stehen die Signale derzeit klar auf Rot/Grün.


Eines lehrt die Oberbürgermeisterwahl in Stuttgart auf alle Fälle: Noch ist die Bundestagswahl nicht entschieden; es bleibt spannend.



tl;dr: Die Oberbürgermeisterwahl in Stuttgart ist eine Klatsche für die Merkel-CDU, die auch den Bundestagswahlerfolg gefährdet.

Freitag, 5. Oktober 2012

HOMOPHOBIE 

 Vernünftige Projekte verdienen Unterstützung.
Mein erster Besuch gestern beim Treffen der nun für mich nicht mehr ganz so anonymen Fußball-Twitterer aus Berlin hat mich endlich motiviert dem Netzwerk „Aktion Libero“ (Webseite) beizutreten.

Vor knapp einem Jahr wurde die Kampagne von etwa 100 Sport-Bloggern ins Leben gerufen. Sie ist als Denkanstoß gegen die noch immer vorhandene Homophobie im Fußball gedacht.

Spätestens seit dem vielbeachteten und umstrittenen Interview des fluter-Magazins mit einem namentlich nicht genannten Bundesligaspieler (Text hier) ist das Thema in der Öffentlichkeit präsent.

Trotzdem outet sich keiner der schwulen Fußballprofis in Deutschland. Zu groß ist die Angst vor einem Spießrutenlaufen in den Arenen und vor einer Stigmatisierung in und durch die Medien. Die Aktion Libero“ leistet einen hervorragenden Beitrag um dies zu verändern. Das unterstütze ich ab jetzt mit meinem Blog.

Die Erklärung der Aktion Libero“ vom 16. November 2011:
Ein Spiel dauert neunzig Minuten. Zumindest im besten Fall, für schwule Profifußballer dauert das Versteckspiel ein Leben lang: Keiner wagt es, seine Homosexualität offen zu leben. So schön Fußball auch ist – Ressentiments halten sich in seinem Umfeld hartnäckig..
Ein unerträglicher Zustand! Ob jemand schwul  ist, oder rund, oder grün, das darf keine Rolle spielen. Wir alle sollten ein bisschen besser aufpassen – auf unsere Worte, unser Denken, unsere Taten: Die Freiheit jedes Einzelnen ist immer auch die eigene Freiheit..
Wir schreiben in unseren Blogs über Sport, und unsere Haltung ist eindeutig: Wir sind gegen Homophobie. Auch im Fußball.

tl;dr: Die „Aktion Libero“ setzt sich gegen Homophobie im Fußball ein. Und da ich genauso denke, schließe ich mich jetzt diesem Netzwerk an.