Montag, 8. Oktober 2012

UPDATE! OBERBÜRGERMEISTER 


Deutschland, deine Großstädte.
(Quelle: 
C. Busch, Hamburg)
Vorab-Hinweis: Der Text stammt vom 8. Oktober 2012. Die Tabellen habe ich heute, nach den Stichwahlen in einigen Städten in NRW, erneut aktualisiert. Da die CDU jetzt auch Düsseldorf an die SPD abgegeben hat, regiert sie nur noch zwei der zwanzig größten deutsche Städte.

Der Bundestagswahlkampf hätte für Angela Merkel kaum besser starten können. CDU und CSU erreichen in den Sonntagsfragen Höchststände und die Inthronisation von Peer Steinbrück als Kanzlerkandidat der SPD wird von einer unappetitlichen Debatte um seine Nebeneinkünfte überschattet.


Auch die Grünen und die Piratenpartei diskutieren lieber über Köpfe statt Themen. Und von der FDP und den Linken hört man ja schon länger nichts Substantielles mehr.


Also, alles paletti für Angie?


Mitnichten. Schaut man sich die Umfragen im Langzeitvergleich an, wird eines klar: Ein parteipolitischer Höhenflug dauert selten mehr als sechs Monate. Vielmehr folgt einem Hype – und davon können derzeit vor allem die Piraten leidvoll berichten – regelmäßig der Absturz.


Ein anderer Trend müsste für Angela Merkel noch besorgniserregender sein – geht es hier um nackte Zahlen. Die Mehrheitsfähigkeit der Union in Großstädten scheint dahin.


Deutschlands Großstädte sind fest in SPD-Hand.
Selbst den Oberbürgermeister-Posten in der schwäbischen Metropole Stuttgart hat die CDU nun eingebüßt. In der ersten Runde gewann am 7. Oktober der Grüne Fritz Kuhn mit 37 zu 35 Prozent knapp die meisten Stimmen vor dem bürgerlichen Kandidaten Sebastian Turner, der für CDU, FDP und Freie Wähler antrat. Bei der Stichwahl heute unterstützten erwartungsgemäß die Wähler der ausgeschiedenen Kandidaten, also die Unterstützer der SPD-Frau und des Anti-Stuttgart-21-Mannes, wohl kaum den schwarz-gelben Kandidaten.

Damit stellt die CDU nur noch in drei der zwanzig größten deutschen Städte den Bürgermeister – ein historischer Tiefstand. Zu Beginn der Regierungszeit Merkels 2005 stellte die Union noch in neun dieser Kommunen den ersten Bürger. Am Ende der Kanzlerschaft Helmut Kohls immerhin in fünf.


Abstieg: CDU und CSU büßen immer mehr Rathaussessel ein.
Diese Daten stehen im Gegensatz zur landläufigen Einschätzung, Merkels Erfolg habe vor allem mit einem inhaltlichen Schwenk ins politisch linke Lager zu tun. Wenn ihr Erfolg wirklich daher rühren würde, hätte die CDU in ihrer Amtszeit sicherlich mehr als nur den Dresdner Rathaussessel von der FDP erobert. Vor allem vor dem Hintergrund der seit einem Jahrzehnt durch ein Tal der Tränen schreitenden SPD.

Aber gerade die urbanen Wähler muss Merkel erreichen, will sie über den September 2013 hinaus Kanzlerin bleiben. Immer mehr Menschen ziehen vom Land in die Großstädte, dort werden die Trends kreiert. Wer in den Städten die Meinungsführerschaft innehat, besitzt im bundesweiten Kanzler-Rennen die optimaleren Startbedingungen.


Natürlich ist die Gleichung „mehr Oberbürgermeister = Kanzlerschaft“ zu einfach, aber bisher wurden alle Regierungswechsel in der Bundesrepublik immer auch von einem Trend in den Städten, Kommunen und den Bundesländern vorbereitet. Und da stehen die Signale derzeit klar auf Rot/Grün.


Eines lehrt die Oberbürgermeisterwahl in Stuttgart auf alle Fälle: Noch ist die Bundestagswahl nicht entschieden; es bleibt spannend.



tl;dr: Die Oberbürgermeisterwahl in Stuttgart ist eine Klatsche für die Merkel-CDU, die auch den Bundestagswahlerfolg gefährdet.

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