Dienstag, 15. Oktober 2013


Famos! Die Bayern spielen großartigen Fußball; das freut mich als Bayern-Fan sehr. Die Spiele bei Schalke (4:0), Manchester City (3:1) und in Leverkusen (1:1) waren dicht am perfekten Spiel. Es ist schön, wenn uns ganz Europa um unseren Fußball beneidet.

Fraglich! Mit dem Kauf von Mario Götze und den Transfergerüchten um Robert Lewandowski vom ärgsten Rivalen Borussia Dortmund haben die Bayern viele Fans und Verantwortliche verärgert. Nicht nur ich mache mir Sorgen um die Ausgeglichenheit der Bundesliga.

Früher! Natürlich stehen die Bayern vor allem wegen ihrer vorbildlichen Führung so gut da. Auch hat es schon immer finanziell potentere und ärmere Vereine in der Bundesliga gegeben.

Freilich! Sportlicher Erfolg soll sich auch weiterhin in konkreten Zahlen ausdrücken. Es ist fair, wenn die Bayern ihr im Europapokal erspieltes Geld behalten dürfen. Die Schere in der Bundesliga zwischen den Meisterschaftsanwärtern und dem Mittelfeld oder gar den Fahrstuhlmannschaften ist jedoch so groß wie nie zuvor.

Fakt! Das komplizierte, leistungsbezogene System, bei dem die besten Vereine das meiste Geld aus den Verträgen zwischen Bundesliga und den TV-Sendern wie sky, ARD und ZDF bekommen, ist gescheitert. (Wie genau die Berechnung funktioniert, erklärt www.fernsehgelder.de.)

Umverteilung: So viel Geld haben die 22 Bundesligisten der
letzten drei Saisons durch den TV-Vertrag eingenommen.

(Grün: 1. Liga, Rot: 2. Liga, Quelle: www.fernsehgelder.de)
Es spielen 18 Teams in der Bundesliga, ebenso viele in der 2. Liga. Ganz ohne Clubs wie Bayern München, Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen oder Schalke 04 wäre der Sport-Wochenende deutlich uninteressanter. Auch die Einschaltquoten der Sportschau, die Auflagen von kicker, Sport-Bild & Co. wären deutlich niedriger. Natürlich profitieren in diesen Boom-Jahren alle von den Großkopferten der Liga.

Und dennoch gilt genauso: Bayern München kann nicht gegen sich selbst spielen. Der FC Bayern benötigt 17 verschiedene Gegner. Gerade Teams wie Mainz 05 oder der FC Augsburg sind oftmals das Salz in der Suppe. Ohne die läuft es nicht.

Wenn tatsächlich alle aufeinander angewiesen sind, warum bekommt dann nicht jeder das selbe TV-Geld?

Die Bayern profitieren ja trotzdem noch enorm von ihrer Popularität und ihrem sportlichen Erfolg. Sie haben eines der größten Stadien, das immer gefüllt ist. Sie haben darin die höchste Kapazität an sogenannten Business-Seats und Logen, die das meiste Geld bringen. Sie haben die mit Abstand besten und meisten Sponsoren-Gelder. Und auch durch ihre Auftritte im Europapokal verdienen die Bayern Millionen.

Es geht mir ja gar nicht darum, den Bayern etwas wegzunehmen. Nein, ich glaube sogar, die Bayern würden langfristig davon profitieren. Denn nur wenn die Liga wieder ausgeglichener ist, wird das Interesse von Millionen Fußball-Fans weiterhin hoch bleiben.

Ein Blick in die spanische Liga, wo traditionell nur zwei Teams alles dominieren, beweist: Zwar wird beim FC Barcelona und bei Real Madrid toller Fußball gekickt, aber überall gehen die Zuschauerzahlen dramatisch zurück. Das liegt auch an der Wirtschaftskrise, aber eben nicht nur.

Deshalb meine Forderung: Jeder Bundesligaverein, egal ob er auf Rang eins oder Platz achtzehn die Saison beendet, sollte das gleiche Geld aus dem Topf erhalten. Und zwar sofort.


tl;dr: Bayern, Dortmund und Schalke stoßen in neue finanzielle Dimensionen vor, der Rest wird unabänderlich abgehängt. Damit muss Schluss ein. Ich fordere eine sozialistische TV-Gelder-Verteilung.


Donnerstag, 3. Oktober 2013

TAG DER DEUTSCHEN EINHEIT 
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Auf YouTube bin ich heute auf die Hauptausgabe der Tagesschau vom 3. Oktober 1990, dem Tag der Deutschen Einheit, gestoßen.



Diese Ausgabe ist nicht nur zeit- (Richard von Weizsäcker!, Rita Süßmuth!, Walter Momper!, „Deutschland halt's Maul“!) und medienhistorisch (der Vorspann!, Werner Veigel!, die unaufgeregte Machart der Beiträge! Uli Wickert aus Paris!) interessant.

Mir wurde wieder schlagartig bewusst, wie schnell sich unser Weltgeschehen ändert und ändern lässt.

Im Vorfeld von Wahlen hört man von einigen, dass es ja auf ihre Stimme gar nicht ankäme. Viele meckern, dass die da oben eh alles untereinander auskasperten. Stimmt dies? Ja, aber nur, wenn wir die gewähren lassen. Der Tag der Deutschen Einheit beweist, was alles möglich ist, wenn nur wenige mutig voranschreiten. Wir können fast jede liebgewonnene Gewissheit infrage stellen. Wir müssen dazu nur Mut aufbringen.

Herausforderungen haben wir genug. Das Flüchtlingsdrama vor Lampedusa, das uns heute schockiert, wirkliche Chancengerechtigkeit in der Bildung herstellen oder die Jugendarbeitslosigkeit und die Schulden in den Staaten Südeuropas abbauen. Es lohnt, sich einzumischen.

Die 23 Jahre seit dem 3. Oktober 1990 sind (hoffentlich) nicht mal ein Drittel unseres Lebens. Was sich seit dem Tag geopolitisch, kulturell, wirtschaftlich, technisch und ganz persönlich für jeden von uns geändert hat, ist kaum in Worte zu fassen. Niemand konnte diese Entwicklungen voraussagen. Und das wird für die nächsten 23 Jahre erneut gelten.

Fortschritt oder Revolutionen fangen immer mit einer Idee an. Aber einer Idee, die in die Tat umgesetzt wird. Warum wirst du eigentlich nicht zum nächsten Michael Gorbatschow, zum nächsten Papst Johannes Paul II. oder zum nächsten Steve Jobs?


tl;dr: Der Tag der Deutschen Einheit vor 23 Jahren hat bewiesen: Alles ist möglich, wenn wir uns nur mutig engagieren. Das gilt noch heute noch.